Voluntär ab 18 bis 99:
Ihr seid eingeladen selbständig eine Zeit in Senegal für unsere 2 Projekte zu arbeiten. Sprachkenntnisse (vor allem Französisch sind von großem Vorteil). Mindestaufenthalt 2 Monate.
Bis zum Alter von 24 wird dies (ab einer Mindestdauer von 3 Monaten) auch seitens dem Land Vorarlberg mit Kostenersatz von Flug sowie monatlichem Taschengeld gefördert.
Alle Aufgaben sind mit Absprache unser Mitarbeiter des Vereins vor Ort und uns durchzuführen. Die Übernachtungen im Haus sind ab 2 Monate Aufenthalt und ehrenamtlicher Mitarbeit kostenlos.
Das komplett eingerichtete Zimmer/Haus muss wieder sauber verlassen werden. Essen ist über unsere Lepraküche die täglich für über 100 Personen kocht kostenlos. Alle anderen Kosten (Impfungen, Fahrtkosten, Flüge) sind selber zu tragen.
Wenn ihr weitere Fragen habt, kontaktiert uns einfach.
Projektreise vom 12.04. bis 12.07.2023
Elena Moosmann (bereits das 5. Mal vor Ort im Einsatz)
Senegal - ein Land an der Küste Westafrikas. Doch nicht irgendein Land, zumindest nicht für mich. Als ich einem Fremden erzählte das ich nun das fünfte Mal vor Ort bin, meinte dieser „Wow, ich glaube, du hast eine ganz spezielle Verbindung, die dich immer wieder kommen lässt“. Er hat recht. Senegal fühlt sich fast schon wie Heimkommen für mich an. Ich steig aus dem Flieger aus und fahre durch die Straßen Mbours nach Mballing. Ein schönes Gefühl, eines, das mich zutiefst berührt und mir Freude schenkt. Die Straßen führen mich zuerst durch Steppen und danach durch ein paar kleine Dörfer. Ich sage immer Musik an, Welt aus. Doch hier spielt sich ein Film durch das Beifahrerfenster ab. So farbenfroh, so lebendig, so viele Eindrücke zugleich, hier lässt sich alles auf den Straßen bewundern. Zuerst wusste ich nicht wieso mich hier andere Menschenleben so anziehen. Wenn ich alleine durch den ersten Bezirk in Wien laufe, bin ich auch eher in meinen Gedanken versunken. Die Ausstrahlung der Menschen hier macht den großen Unterschied. Eine Leichtigkeit die mitschwingt, niemand hier wirkt gestresst oder unzufrieden. Einige Leute sitzen da und machen einfach nichts und wenn ich nichts sage, meine ich wirklich nichts. Auch schon mal probiert?
Die westliche Kultur in der ich aufgewachsen bin, gab mir wohl einige falsche Glaubensätze mit ins Leben - Glaubensätze die in der westafrikanischen Welt nicht existieren. Doch es gibt existenzielle Probleme. Dinge die in unserer Welt als selbstverständlich gelten, dafür kämpfen hier viele Familien jeden Tag.
Nach 60 Minuten Autofahrt, die sich anfühlen wie 10, komm ich an. Voller Vorfreude auf Gorgui steige ich aus dem Auto aus und begrüße ihn mit einer langen Umarmung. Sein Job ist es, das ganze Jahr auf das Vereinshaus aufzupassen. Er macht den Job wirklich gut, doch trotzdem wirkt er nicht wie ein Arbeitskollege. Für mich ist er wie ein toller Freund, der ständig an meiner Seite ist, mit dem ich – den Sprachdifferenzen schuldend - gefühlt nicht mehr als 4 Sätze sprechen kann, aber wir uns doch auf eine besondere Art blind verstehen. Er hat das Herz am rechten Fleck, das spüre ich.
Ankommen dauert nicht sehr lange. Schwere verlässt mich, ich kann Atmen. Erst mal auf die Dachterrasse mit dem Blick zum Meer. Das Meer löste immer schon eine Ruhe in mir aus, zuzusehen wie eine Welle nach der anderen langsam an den Strand gleitet, das Rauschen in meinen Ohren und der Klang der Vögel die umherfliegen. Ich schließe meine Augen und atme vier Sekunden ein, sieben Sekunden aus und nochmal…
Wenn ich viel unternehme, können sich Tage wie Monate anfühlen, es gibt so viel zu tun und zu sehen. Wir machen Hausbesuche. Das bedeutet wir besuchen Familien die einen Antrag für Unterstützung abgegeben haben und schauen wie es ihnen geht. Sie werden von uns befragt und fotografiert, um festzuhalten wie sie leben. Diese Fotos werden dann auf sozialen Plattformen und einer Website veröffentlicht um Paten zu finden, damit die Familien erhöhte Chancen auf eine bessere Zukunft bekommen. Ich verstehe wieso, kann aber an meinem komischen Gefühl in Magen nichts ändern, das ich bekomme, wenn ich hier als weiße Frau in einen fremden Lebensraum eintrete und Fotos schieße. Portraits von Menschen die ich zum ersten Mal sehe, in deren „Häusern“ ich zum ersten Mal bin – und auch davon soll ich Fotos machen.
Ein Eindringen in die Privatsphäre, aber Vertrauen kommt schließlich auch nicht von irgendwo, und wir benötigen eben dieses von all den Spendern aus Europa um ihnen zu zeigen woran wir arbeiten. Zum Glück sind die Familien so offen und dankbar, was es viel einfacher macht.
Die meisten Hausbesuche laufen immer gleich ab. Ich bereite mich in meiner Unterkunft vor und sehe mir an mit welcher Familie ich es zu tun habe, wie viele Kinder es gibt und wie alt diese sind (vielleicht finde ich ja noch kleine Geschenke im Haus die ich passend zum Alter übergeben kann). Manchmal gibt es besondere Auffälligkeiten in der Familie wie zum Beispiel das der Vater Lepra oder eines der Kinder aus verschiedenen Gründen gerade viele Krankenhausbesuche hinter sich hat. Solche Informationen vermerke ich mir direkt auf eine freie Stelle beim vorgefertigten Fragebogen, den ich immer mitnehme, damit ich dann vor Ort darauf eingehen kann und nochmal nach dem Stand der Lage fragen kann. Der Fragebogen beim Hausbesuch bezieht sich hauptsächlich auf persönliche Eindrücke: wie sauber ist es, gibt es Kinder die krank aussehen, wie hoch ist die Notwendigkeit, sollte man die Familie mit Lebensmittelpaketen unterstützen, gibt es Verdienstmöglichkeiten, wer kann zur Schule... Tiefgründigere Fragen stelle ich ausschließlich, wenn ich die Eltern zu mir einlade, da beim Hausbesuch mindestens noch zehn Nachbarn, Freunde, Bekannte oder entfernte Verwandte anwesend sind. Diese Fragen sind teilweise sehr persönlich und ich möchte ihre Privatsphäre, so gut es geht respektieren.
Inzwischen kann ich ein wenig Wolof sprechen, aber wirklich nur „tuti rek“ (ganz wenig). Fühlt sich dann schon ein wenig „normaler“ an, leider muss ich trotzdem noch 90% der Zeit mit einem Dolmetscher kommunizieren, der mich stets bei der der Arbeit begleitet. Ich hatte hier schon einige Dolmetscher, diesmal war ich mit Fakanda unterwegs. Er spricht gut Deutsch und noch besser Englisch. Wir gehen los, im Wissen von Namen und dem Bezirk unseres nächsten Familienbesuches. Bei keinen Adressen, 8000 Einwohner, bei denen sich die Namen des Öfteren wiederholen, kein Kinderspiel. Doch nach einem etwas längerem Spaziergang durchs Dorf und durch die Hilfsbereitschaft aller Einwohner kommen wir ans Ziel.
Nun stehen wir im Innenhof des Hauses, hier bietet man uns gleich die besten Stühle an, sie selber sitzen auf Kanister. Im Innenhof sind sehr viele Leute, Nachbarn, Verwandte, Kinder. So gut wie immer wird man hier sehr offen und freundlich begrüßt. Jeder fragt mich gleich nach Natalie (meine Mutter die das Projekt gestartet hat) und meint, dass ich aussehe wie sie. „Jéréjef si terranga“ bi – ich bedanke mich für die Gastfreundschaft, setzte mich hin und fang an zu erklären warum wir überhaupt hier sind. Es ist mir wichtig, dass sich jeder im Klaren ist, warum wir Fragen stellen und Fotos schießen müssen. Die meisten Familien im Dorf, kennen das seit 14 Jahren bestehende Hilfsprojekt „Wissen macht stark“ schon und haben ein gewisses Grundvertrauen. Doch mich als Person kennt nicht jeder, deswegen versuche ich dem ganzen mit so viel Empathie wie möglich zu begegnen. Nach dem kurzen Gespräch, schaue ich mir noch alle Zimmer des Hauses an. Es ist zu verstehen, dass es keine richtigen Häuser sind und die Zimmer aus kalten Betonwänden und undichten Wellblechen bestehen. Oft zu beobachten ist, dass die Älteren der Familie ein Holzbett haben, während die jüngeren Generationen, zu acht auf sehr dünnen Matten oder schon zerfetzten oder feuchten Matratzen am Boden schlafen müssen. Die meist verstopften und nur halb überdachten Plumpsklos stehen separiert auf dem Grundstück. Eine richtige Küche ist nie zu sehen. Gekocht wird meistens draußen mit Kohle auf dem Boden oder unter einer kleinen selbstgebauten Stelle im Innenhof.
Anfangs war ich schockiert und musste die vielen Eindrücke erst mal verarbeiten. Man sieht die Zustände in Entwicklungsländern zwar ab und zu in den Medien oder liest in Zeitschriften darüber. Genauso wie die meisten Menschen, hab auch ich es vor meiner ersten Reise nach Afrika ignoriert. So bleibt die Wahrheit realitätsfern, und wird zu keinem Problem. Ich bin mit 11 Jahren das erste Mal nach Senegal geflogen und hab schon recht früh gelernt, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen, wofür ich heute sehr dankbar bin.
Nach dem Hausbesuch werden alle Daten erstmal digitalisiert. Ich bespreche mit dem Vereinsvorstand verschiedenste Auffälligkeiten und organisiere gegebenenfalls neue Matratzen und Betten die wir im Anschluss per Charette (Eselgespann) liefern.
Fakanda und ich haben neben den Hausbesuchen, Familieneinladungen und Bettenlieferungen auch andere Hilfsgüter verteilt. Zusätzlich kamen vor ein paar Monaten per Container Patengeschenke an. 131 Schuhkartons gefüllt von den vielen einzelnen Paten, mit schönen Dingen und teilweise sogar Briefen für die Kleinen und Großen. Es war mir eine Ehre diese mit einer Freundin von mir, die mich für 2 Wochen besuchen kam, zu verteilen. Die Freude war enorm!
Im Kindergarten und den Schulen durfte ich bei Obstverteilungen mithelfen. Diese finden wöchentlich statt und werden von einer Firma aus Vorarlberg gesponsert. Obst ist hier gleich teuer wie in Österreich und etwas ganz Besonderes. Aufgrund der hohen Preise, gibt es hier einen hohen Vitaminmangel. Die Kinder sind, wegen einer Banane oder einem Apfel in die Luft gesprungen und haben vor lauter Freude getanzt.
Jeden zweiten Tag habe ich einen Besuch bei den Bauprojekten abgestattet. Aktuell bauen wir einen neuen Brunnen im Kindergarten und eine neue Grundschule die im Herbst 2023 eröffnet werden soll. Laut meines Wissens sind etwa die Hälfte der rund 17 Millionen Einwohner Senegals Analphabeten. Bildung ist so wichtig für dieses Land.
Es ist schön zu sehen wie zufrieden und dankbar die Leute in Mballing sind. Ich bin so stolz auf meine Eltern, auf was sie alles schon erreicht haben und immer noch tun. Die Nachhaltigkeit des Projekts wird von Jahr zu Jahr sichtbarer. Ich kann selbst sehen wie viel sich hier zum Positiven verändert. Ich treffe vom Verein geförderte Studenten die bald Ihren Abschluss haben und durch ihre Erfahrung und Bildung viel rationaler Denken. Ihnen stehen nun alle Türen in Senegal offen und sie, sowie deren Kinder, haben die Chance auf eine bessere Zukunft.
Bevor man diese Reise antritt sollte man sich im Klaren sein, dass hier alles viel länger dauern wird als geplant. Meistens dreimal solange, als wir es in Europa gewohnt sind, doch es ist es wert! Hier lernt man geduldig zu sein. Klar wäre es einfacher in einem Land zu helfen, in dem man sich leichter verständigen kann, aber aus unerklärlichen Gründen sollte es das kleine westlich gelegene Dorf namens Mballing in Senegal sein - und das ist gut so. Jedes Mal einen kleinen Teil zu der positiven Veränderung beizutragen, ist unglaublich erfüllend.
Vielen Dank, Jéréjef und bis bald, à bientôt!
Projektreise vom Oktober 22 bis April 2023
Johannes Lins
Leid, Hoffnung und Dankbarkeit
Leid
Das Haus des M. DIALLO schaut nicht gut aus. Weder von außen, noch von innen, noch von oben. M. DIALLO hat uns einen Brief geschrieben. Er bittet uns um 3 neue Türen bei seinem Haus. Es ist Jänner, ich bin jetzt schon drei Monate im Lepradorf Mballing, habe schon über 60 Familien besucht, habe schon viel gesehen. Doch M. DIALLO beeindruckt mich, denn er möchte 3 neue Türen. 3 neue Türen, für ein Haus, das in Österreich vielleicht noch als Ziegenstall genutzt werden würde. 3 neue Türen, für ein Haus, das Handflächen-große Löcher im Dach hat. 3 neue Türen, für ein Haus, in dem 5 Kinder in einem Zimmer auf 2x2 Meter leben. 3 neue Türen, für ein Haus, bei dem die Türen das geringste Problem darstellen sollten.
M. DIALLO ist 70 Jahre alt. Er ist schwer leprös, hat kein Gefühl mehr in seinen Fingern. Täglich geht er zum Strand und hilft den Fischern, die Boote aus dem Wasser auf den Strand zu schieben. Vom Trinkgeld lebt er. 1€ reicht in Österreich mit gut Glück für einen Apfelsaft im Supermarkt. 1€ verdient M. DIALLO am Tag.
Er und sein zweiter Sohn sind die einzigen in der Familie, die Geld verdienen. Seine psychisch kranke Frau verdient nichts, seine erste Tochter ist seit kurzem arbeitslos, seine zweite Tochter hat schwere Verbrennungen, ist psychisch krank und wird ihren nächsten runden Geburtstag womöglich nicht erleben.
Sein erster Sohn ist nach Spanien geflüchtet, vier weitere seiner Kinder gehen noch zur Schule. Mir seinen Enkeln wohnen 15 Personen auf dem Grundstück.
M. DIALLO fragt mich, ob wir ihm die Bitte nach 3 neuen Türen erfüllen können.
Hoffnung
Ich sage ja. Nach Absprache im Verein können wir nicht nur seiner Bitte nach 3 neuen Türen nachkommen. M. DIALLO wird ein neues Dach bekommen. Er wird einen neuen Boden bekommen, er wird einen neuen Verputz bekommen, er wird neue Möbel bekommen. Er bekommt schon seit längerem Lebensmittelgutscheine, die etwa 2/3 seines Einkommens entsprechen.
Es sind sehr komische Gefühle, die man in solchen Momenten hat. Wenn man die ärmsten Familien in einem sowieso schon armen Dorf findet. Das Leid dieser Familien lässt sich beschreiben, aber nicht vorstellen, aus einem Sessel im klimatisierten Büro in Österreich. Und doch spürt man eine innere Freude, eine tiefe Hoffnung. Denn wir können dieser Familie helfen.
Dankbarkeit
M. DIALLO hat Tränen in den Augen. Er verspricht, für uns zu beten. Inshallah. Er wird weiterhin jeden Tag arbeiten, bis er nicht mehr kann. Doch er muss sich keine Sorgen mehr machen, dass sein Dach nachgibt, dass seine Wände zusammenstürzen oder um seine 3 Türen. Auch ich empfinde Dankbarkeit. Jedoch so wenig wie ich mir seine, kann er sich in diesem Moment vermutlich meine Dankbarkeit vorstellen. Dankbarkeiten, die nicht verschiedener sein könnten.
Von Oktober 2022 bis April 2023 hatte ich die großartige Möglichkeit, im Lepradorf Mballing im Senegal bei den beiden Vereinen „Leprahilfe Senegal“ und „Wissen macht Stark“ mitzuarbeiten.
Der Verein „Leprahilfe Senegal“ unterstützt die Menschen vor Ort, insbesondere Leprakranke, durch Lebensmittelgutscheine, Bauhilfen, Sachspenden, Sozialwohnungen, medizinische Unterstützung und in vielen weiteren Bereichen.
„Wissen macht Stark“ bezahlt derzeit die Schulgebühren von mehr als 350 Schülern, hat eine Schule für rund 600 Grundschüler im Bau, führt eine eigene Schneiderschule, versorgt junge Mütter mit Hilfsgütern und hilft ebenso in vielen weiteren Situationen. Meine Aufgabe vor Ort lässt sich kurz mit „Koordination und Organisation dieser Arbeiten gemeinsam mit den Vereinsmitarbeitern im Senegal“ zusammenfassen. In dieser Zeit konnten wir entscheidende Fortschritte bei der Konstruktion der Grundschule erreichen, mehrere Zimmer renovieren, die Sachspenden des Containers 2023 verteilen, mehr als 50 neue Patenschaften vergeben und über 150 Familien persönlich besuchen.
Auch wenn die Arbeit oft schwer im Magen lag, so war sie doch unglaublich erfüllend und lehrreich. Dabei bleiben besonders Einzelschicksale, wie jenes von M. DIALLO, in Erinnerung. Und dennoch überwiegt die Genugtuung, dass wir diesem Menschen und seiner Familie helfen konnten. So wie vielen weiteren. Das Dorf, die beiden Vereine, die Arbeit, aber ganz besonders die Menschen vor Ort sind mir mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen.
Es war mir eine Freude! Dankeschön!
Natalie Moosmann
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